GESCHICHTE
Tranexamsäure wurde in den 1960er Jahren von den japanischen Forschern Shosuke und Utako Okamoto erstmals synthetisiert. Ursprünglich als Antifibrinolytikum entwickelt, sollte sie den Abbau von Fibrin – einem für die Blutgerinnung essenziellen Protein – hemmen und so übermäßige Blutungen verhindern. Diese Eigenschaft machte Tranexamsäure zu einem wertvollen Wirkstoff bei der Behandlung von starken Menstruationsblutungen, Traumata und chirurgischen Eingriffen, bei denen ein erheblicher Blutverlust droht.
Mit der Zeit beobachteten Mediziner eine bemerkenswerte Nebenwirkung: Patienten, die Tranexamsäure gegen Blutgerinnungsstörungen erhielten, zeigten auch eine sichtbare Reduktion von Hautverfärbungen und Hyperpigmentierungen. Diese Entdeckung führte zu intensiver Forschung über ihre hautaufhellenden und entzündungshemmenden Eigenschaften – und legte den Grundstein für ihre moderne Anwendung in der Dermatologie.
WISSENSCHAFT
Tranexamsäure wirkt über einen einzigartigen Mechanismus, der sie von anderen Wirkstoffen gegen Hyperpigmentierung unterscheidet. Auf molekularer Ebene hemmt sie das Plasminogen/Plasmin-System. Plasmin, ein Enzym, das aus Plasminogen entsteht, spielt eine zentrale Rolle im Entzündungsprozess und stimuliert die Melanozyten – die Zellen, die für die Produktion von Melanin verantwortlich sind. Durch die Hemmung dieses Prozesses reduziert Tranexamsäure die Aktivität der Melanozyten, verringert die Melaninbildung und beugt der Entstehung dunkler Flecken vor.
Darüber hinaus besitzt Tranexamsäure entzündungshemmende Eigenschaften, die ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Melasma, postinflammatorischer Hyperpigmentierung und Altersflecken zusätzlich verstärken. Sie wird häufig in Kombination mit Vitamin C, Niacinamid und Süßholzextrakt eingesetzt, um ihre aufhellende Wirkung zu optimieren.
Mehrere klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Tranexamsäure. Eine im Journal of the American Academy of Dermatology veröffentlichte Untersuchung zeigte, dass die topische Anwendung über 12 Wochen den Schweregrad von Melasma signifikant reduziert. Eine weitere Studie im Journal of Cosmetic Dermatology bestätigte, dass Formulierungen mit Tranexamsäure in Kombination mit aufhellenden Wirkstoffen zu einer deutlichen Verbesserung von Hyperpigmentierungen und Hautklarheit führen.
REFERENZEN
- Cho, Y. H., Park, J. E., Lim, D. S., & Lee, J. S. (2017). Tranexamic acid inhibits melanogenesis by activating the autophagy system in cultured melanoma cells. Journal of Dermatological Science
- Okholm, S. H., Krog, J., & Hvas, A. M. (2022). Tranexamic Acid and Its Potential Anti-Inflammatory Effect: A Systematic Review. Seminars in Thrombosis and Hemostasis, 48(05), 568-595.
- Prudovsky, I., Kacer, D., Zucco, V. V., Palmeri, M., Falank, C., Kramer, R., Carter, D., & Rappold, J. (2022). Tranexamic acid: Beyond antifibrinolysis. Transfusion, 62(S1), S301-S312.